Die barocke Kanzel mit ihrem mächtigen Schalldeckel wurde am zweiten Adventssonntag 1712 eingeweiht. Ihr Erbauer, Redolph Garrelts (Hamburg), stammte aus Norden, wo er 1675 in der Ludgerikirche getauft worden war. Er erlernte bei Arp Schnitger in Hamburg das Orgelbauerhandwerk und machte sich später in den Niederlanden selbständig, wo es heute noch bedeutende Zeugnisse seiner Orgelbaukunst gibt. Nur für seine Heimatgemeinde übernahm er den Auftrag, eine Kanzel zu bauen. Dabei zog Garrelts für die Holzschnitzarbeiten den niederländischen Bildschnitzer Jan de Rijk mit seiner Werkstatt hinzu. Dieser schuf in nur 11 Monaten den mit der Gemeinde vertraglich vereinbarten reichhaltigen Figurenschmuck, der dem Betrachter die Heilsgeschichte vor Augen führt, die allsonntäglich von der Kanzel verkündigt wird.
Das tragende Fundament bildet Mose mit den zwei Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten, links die drei Gebote für unser Verhalten Gott gegenüber, rechts die übrigen Gebote für den Umgang mit den Mitmenschen. Am Kanzelkorb ist Jesus, der Retter der Welt (I[ESUS] S[ALVATOR] MUNDI), die zentrale Figur, flankiert von Johannes dem Täufer und den vier Evangelisten auf der einen und den Aposteln nebst Paulus und Martin Luther auf der anderen Seite.
Von der Kreuzigung Jesu künden die Figuren mit den Marterwerkzeugen oben auf dem Rand des Kanzeldeckels und von seiner Auferstehung die Reliefs mit der Emmaus-Geschichte darüber an der turmartigen Laterne. Der bekrönende Engel ganz oben bläst eine Trompete und hält in der anderen Hand ein Buch mit den Worten „Das ewige Evangelium“.
Der Kanzeldeckel verrät in seiner Gestalt und seinen großen Ausmaßen deutlich niederländischen Einfluss und trägt wesentlich zur Verständlichkeit des von der Kanzel gesprochenen Wortes bei. An seiner Unterseite, zu Häupten des Predigers, wurde anstatt der damals üblichen Taube eine Rose angebracht, wie im Kontrakt ausdrücklich festgelegt.
Bevor der Prediger – heute selbstverständlich auch die Predigerin – hinaufsteigt, sieht er/sie über sich am Türrahmen zur Kanzeltreppe noch einmal Mose, in gebückter Haltung nach seinen Schuhen greifend, gemäß 2. Mose 3,5: „Zieh deine Schuhe von den Füßen, denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!“.