Norden/Osteel/ish – Das hätte Arp Schnitger mit Sicherheit gut gefunden. Dass da junge Organisten am Pfingstwochenende zusammenkommen und unter anderem auf seiner Orgel in der Ludgerikirche spielen, die, die er gebaut hat. Weil es 2019 genau 300 Jahre her ist, dass der gute Mann gestorben ist, legt man hierzulande gerade viel Wert darauf, den Organistennachwuchs zu fördern. Das haben 15 junge Frauen und Männer genutzt und sich zum ersten Orgelkurs „U 30“ in Norden und Umgebung angemeldet.
Sie kommen aus Stade, Elmshorn und Cuxhaven, und ja, auch aus der näheren Umgebung. Aus Großefehn, aus Aurich, Hage, Rechtsupweg, Westerende und Norden. Haben das Glück, dass sich Agnes Luchterhandt und Thiemo Janssen, die Organisten und Kantoren an der Norder Arp-Schnitger-Orgel überlegt haben, in diesem besonderen Arp-Schnitger-Jahr einen solchen Kurs anzubieten, gemeinsam mit ihren Kollegen Winfried Dahlke und Maxim Polijakowski.
„Das ist ein Testballon“, sagt Agnes Luchterhandt denn auch. Ein übrigens äußerst lukrativer Testballon für den Nachwuchs, den die Leiter unbedingt fördern wollen. Denn die jungen Damen und Herren müssen nichts zahlen. Das Land Niedersachsen ist großzügig im besonderen Jahr und finanziert die Schulung. Und so bekommen die Talente Unterricht von den vier Organisten, lernen die Orgeln in Norden, Osteel, Marienhafe und Rysum kennen, machen einen Ausflug nach Weener, um auch hier die Orgel zu spielen und das Organeum zu besuchen.
Drei Tage volles Programm – zu dem außerdem der Festakt in der Osteeler Warnfriedkirche gehört mit Podiumsdiskussion und Jubiläumskonzert von Prof. Wolfgang Zerer. Denn 2019 ist nicht nur wegen des 300. Todesjahres Arp Schnitgers ein besonderes Orgel-Jahr, sondern auch, weil die Osteeler Edo-Evers-Orgel auch einen runden Geburtstag feiert: den 400.
Was aber zieht heute „U 30“ Leute an die Orgel? „Das ist ein einzigartiges Instrument“ kommt es aus der Runde der U 30er, die am Ende des ersten Kurstages im Sitzungszimmer der Ludgerikirche noch einen Tee zusammen trinken. Es ist eine bunte Gruppe: die jüngste ist gerade 12, die älteste 29 Jahre alt. Schüler, Auszubildende, Studenten, aber auch junge Leute, die schon feste dauerhafte Arbeitsplätze innehaben und gestehen, nicht regelmäßig üben zu können. Da gibt es jemand, der sich auf die Aufnahmeprüfung fürs Studium vorbereitet, da gibt es viele andere, die seit einigen Jahren Orgelunterricht haben, aber auch jemand, der bisher zu Hause „nur“ am Klavier saß und entsprechend noch nie mit den Füßen Orgelpedale bewegt hat. Aber genau so soll der Kurs sein: ein Angebot sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene.
Er finde es gerade gut, in Ruhe allein in der Kirche üben zu können, erzählt Ocko aus Rechtsupweg, der in Oldenburg Musik auf Lehramt studiert, was ihn am „einsamen“ Orgel-Musizieren reizt. Wie die meisten anderen ist er schon regelmäßig als Organist im Einsatz. So wie Ingo aus Großefehn, der genau weiß, dass er im letzten Jahr 148 Gottesdienste begleitet hat.
Sie mögen alle noch jung sein – aber viele von ihnen haben schon reichlich Erfahrung. Üben, wenn nicht in den Kirchen der Umgebung, zu Hause auf Heimorgeln oder eben am Klavier.
Hier beim Orgelkurs nutzen sie die Gelegenheit, eigene Stücke mit den Profis durchzuspielen. Welche Registrierung passt, wie man Liedbegleitungen gestaltet, zum Beispiel. Sie merken, wie verschieden die einzelnen Orgeln sind, nicht nur vom Klang her, sondern auch in ihren Ausmaßen. Dass die Pedale sehr unterschiedlich weit auseinanderliegen und die Füße also erst recht gefordert sind, dass Tastaturen ganz anders aussehen, im Anschlag anders sind und manches mehr.
Wer weiß, ob aus dem „Testballon“ 2019 nicht eine wiederholbare Veranstaltung wird? Der Organistennachwuchs würde es mit Sicherheit begrüßen.